Eigentlich könnte es ja eine Frage der persönlichen Moral sein. Oder ein natürliches Bedürfnis nach Ausgleich. Doch die Realität sieht meist anders aus …

Viele Jahre habe ich einige sehr aktive Frauennetzwerke betrieben. 2003 habe ich mit „Business-Mamas“ ein Netzwerk für beruflich selbstständige Mütter gegründet, das viele Jahre sehr dynamisch und lebendig die Anliegen der Zielgruppe österreichweit vertreten hat. Vor zehn Jahren hat eine Kollegin die Führung übernommen, und sie kürzlich wiederum weitergegeben. Nun habe ich entdeckt, dass diese Bewegung zu Grabe getragen wurde. Warum wohl?

Frauennetzwerk: Nicht so einfach, wie es aussieht

Eigentlich netzwerken Frauen von Natur aus immer schon: Sie tauschen mit Gleichgesinnten Rezepte aus, hüten wechselseitig ihre Kinder, und sharen ihre Talente und die Früchte ihres Gartens sinnvoll untereinander. Geht es aber um strukturiertes Business-Networking wird die Sache schon ein bisserl kniffliger. Existenzängste und Neid poppen auf, sobald eine branchengleiche Kollegin am Horizont auftaucht. Ich habe in vielen Jahren nur wenige Frauen erlebt, die dabei den Vorteil ähnlicher Sorgen und Nöte und den (großen) Spielraum für Synergien zu schätzen wussten.

Der harte Kern, der sich anfangs zu einem Netzwerk formiert, ist meist sehr motiviert, interessiert an anderen, unterstützt gerne und ist bestrebt den Netzwerkgedanken weiterzutragen. Doch je mehr Mitglieder sich zusammenfinden, desto stärker überwiegt leider die Idee, aus dieser Gemeinschaft zu profitieren. Frei nach dem Motto: Wenn ich mich unter Hunderten von Frauen in einem Netzwerk mit meinen Angeboten sichtbar mache, werden viele davon bei mir kaufen. Lehnt man sich aber in einer solchen Gemeinschaft zurück, um auf den großen Umsatzflow zu warten (schließlich müssen in einem Netzwerk ja alle zusammenhalten!), ist man schnell vom Modell des Networkings schwer enttäuscht. Denn das oberste Gebot heißt hier: First give, then take!

Social Media: ein großes Netzwerk

In Facebook & Co erlebe ich seit einiger Zeit verstärkt, wie sich hier diese Haltung ebenfalls breit macht: Zu Hauf werden da Freundschaftsanfragen versendet. Jedoch nicht, weil sich jemand für dich und dein Leben interessiert, sondern um dich unmittelbar nach deiner Zusage mit dem eigenen Business zu konfrontieren, und dein Like zu erheischen. Eine „Marketingstrategie”, die ebenso wenig funktioniert, wie das stumme Dasein in einem Netzwerk. Denn auch hier zählt (will man Social Media als Marketingtool für das eigene Business nützen): First give, then take!

Was dies fürs eigene Social Media-Networking bedeutet? Schaffe deine eigene Community nicht mit like fishing, sondern mit Köpfchen und interessanten Inhalten. Poste clever und aufregend, gib ein wenig von deinem Knowhow ab, mach dich interessant. Dann werden deine Inhalte mit Freude geteilt werden, und es finden sich Menschen in deiner virtuellen Gemeinschaft zusammen, die sich auch tatsächlich für das, was du zu sagen oder zu bieten hast, interessieren.

Verschicke Freundschaftsanfragen nur an jene Menschen, die dich auch wirklich interessieren (du weißt schon: first give, then take!). Erst dann kannst du erwarten, dass sich jemand, dem schließlich du dich genähert hast (und nicht umgekehrt!), auch für dich interessiert!

Andernfalls droht vergebliche Liebesmühe, denn ein Like bedeutet keinesfalls, dass deine Inhalte auch gesehen und wahrgenommen werden. Die Funktion des Ent-Abonnierens ist nur einen kleinen Klick entfernt …

Tipps für cleveres Social Media-Marketing gibt’s von mir gerne für Euch!

Eure